Die tapferen Sperrmüllsoldaten

1930 bekam ein zehnjähriger Junge eine Schachtel mit kleinen Zinnsoldaten geschenkt. Diese waren nicht flach wie so viele ihrer Kameraden, sondern halbrund geformt. Als Fußsoldaten maßen sie stolze siebenundvierzig Millimeter bis zur Helmspitze; die Reiter brachten es gar auf siebenundfünfzig Millimeter. Deutschland hatte den ersten Weltkrieg verloren und war 1929 von der Weltwirtschaftskrise schwer getroffen worden. Dementsprechend groß war die wirtschaftliche Not der Menschen. Trotzdem schenkten die Eltern diese Soldaten dem Jungen zum Geburtstag.

 

Da industriell hergestellte Zinnfiguren teuer waren, suchten die Eltern nach einer preiswerteren Lösung. Ein kriegsversehrter Invalide in ihrer Nachbarschaft hatte vor dem Krieg als Gießer in der Spielzeugproduktion gearbeitet. Jetzt suchte er nach einer Möglichkeit seine karge Rente aufzubessern. Daher goss dieser die kleine Truppe in seiner Kellerwohnung und verwendete dabei Gießformen der Firma Gebrüder Schneider aus Leipzig. Anschließend bemalte er die Figuren sorgfältig mit Emaille-Farben. Als Rohmaterial für den Guss diente ihm eine Mischung aus viel Blei und etwas Zinn, die er aus alten Metallresten selbst hergestellt hatte. Die preußischen Zinnsoldaten trugen hübsche blaue und weiße Friedensuniformen, um darin Paraden und Manöver abzuhalten. Für den modernen Krieg ausgerüstet waren sie nicht wirklich.