Dann übernahm 1933 ein furchtbarer Diktator die Macht in Deutschland. Statt der Zinnsoldaten bekamen die kleinen Jungen jetzt Soldatenfiguren aus sogenannter „Masse“ geschenkt. Diese bestand aus Sägemehl, Leim und anderen Stoffen und wurde um ein Drahtgestell herum gegossen und gepresst. Diese modernen Spielzeugsoldaten waren wesentlich größer und detaillierter als die alten Zinnsoldaten. Statt der farbenprächtigen Friedensuniformen trugen sie jedoch feldgrüne Uniformen und Stahlhelme, die für den Krieg gemacht waren.



Sie besaßen furchtbare Waffen wie Flammenwerfer, Maschinengewehre und Handgranaten, mit denen sie ihre Gegner bekämpften. Tote und Verwundete wurden als Figuren genauso dargestellt wie Soldaten bei einem Angriff mit Giftgas. „Der moderne Stellungskrieg wickelt sich im Schützengraben ab!“ Mit dieser Aussage pries ein deutscher Hersteller im Jahr 1938 seine Miniaturnachbauten für das Kinderzimmer an. Es waren Nachbildungen derselben Schützengräben, in denen lebendige Soldaten bereits im ersten Weltkrieg gelitten hatten und gestorben waren. Nie zuvor war der Krieg in Friedenszeiten so wirklichkeitsnah als Kinderspielzeug produziert worden. Mit diesen neuen Spielzeugsoldaten sollten die kleinen Jungen auf den nächsten Weltkrieg vorbereitet werden. Dann sollten diese als junge Männer in einem wirklichen Krieg für den Diktator kämpfen.

 



 

 

Die preußischen Zinnsoldaten waren nicht mehr gefragt in dieser neuen Zeit. Der Junge, der so oft mit ihnen gespielt hatte, verbrachte seine Freizeit jetzt mit vormilitärischen Übungen in der Jugendorganisation des Diktators. Vorbei waren die glücklichen Tage, an denen die kleine Truppe gemeinsam mit ihrem jungen Kommandeur auf dem großen Esstisch Manöver abgehalten hatte. Fünfzehn Infanteristen und sieben Mann Kavallerie auf Pferden wanderten auf den dunklen Dachboden. Dort lagen sie zehn Jahre in einer alten Zigarrenkiste und wurden schmutzig. Langsam begann ihre Farbe abzublättern; ihre einst so prächtigen Uniformen wurden stumpf und grau.